2. Mai 2022 | von Katja Gerstmeyr

Am vergangenen Wochenende kämpften die Regionalliga Damen des TSV um den Einzug ins Playoff-Finale.

In eigener Halle und vor zahlreichen Zuschauern hatten sich die Nördlingerinnen einiges vorgenommen und wollten den Sprung in die Endrunde unbedingt schaffen. Problematischer Weise war das Hinspiel gegen die BG Litzendorf unter erschwerten Bedingungen mit 17 Punkten verloren gegangen. Um doch noch die Sensation möglich zu machen, musste also ein Sieg mit mindestens 18 Punkten Vorsprung her. Neben dieser hohen Hypothek kam erschwerend hinzu, dass man auf die verletzte Katharina Schenk verzichten musste. Dennoch hatte das Team um Trainer Tony Imreh große Pläne und trat bestens vorbereitet zum Entscheidungsspiel an.

Der Start in die Partie verlief alles andere als optimal. Die Nervosität der Gastgeberinnen schien mit Händen greifbar zu sein. Die Folge war ein zwar schnelles und intensives, aber vor allem chaotisches Spiel, das sich durch viele Turnover und Unaufmerksamkeiten auszeichnete. Die zahlreichen Fehler der Rieserinnen kamen den Gästen zugute, die nach sieben Minuten mit acht Punkten in Front lagen. Erinnert man sich an die Ausgangslage wird klar: der Gesamtrückstand betrug zu diesem Zeitpunkt bereits 25 Punkte. Eine Auszeit von Trainer Tony Imreh brachte die Heimmannschaft vorerst wieder auf Kurs. Mona Berlitz und Isabella Schenk brachten ihr Team endlich wieder zu Punkten und verkürzten auf 19:21 vor dem Viertelende.

Auch der zweite Spielabschnitt verlief nicht nach Plan. Obwohl die Nördlingerinnen alles gaben und sichtbar bemüht waren das Spiel zu ihren Gunsten zu drehen, machte sich erneut Aufregung und Hektik breit. Litzendorf hingegen startete mit einem Dreipunktwurf und setzte sich wieder etwas ab. Laura Geiselsöder war es, die Verantwortung übernahm. Sie war auf ihrem Weg zum Korb kaum zu stoppen und sorgte dafür, dass ihr Team nicht den Anschluss verlor. Als Pauline Steinmeyer mit einem Dreier schließlich den Ausgleich herstellte, waren alle Nördlingerinnen fest entschlossen die Aufholjagd zu starten und den 17-Punkte-Rückstand wettzumachen. Leider zeigten die Schiedsrichter wenig Begeisterung für den intensiven Verteidigungsstil der Schwaben. Mit vielen strittigen Foulentscheidungen schickten sie die Litzendorferinnen an die Freiwurflinie. Entsprechend unausgeglichen war das Freiwurfverhältnis von 6:19. Unglücklicherweise gelang es nicht sich auf die kleinliche Linie einzustellen und mit vielen unbedachten Aktionen schenkte man den Gästen immer wieder leichte Punkte. Die Folge daraus war, dass es den Rieserinnen nicht gelang die dringend benötigte Führung zu übernehmen und somit liefen sie weiterhin einem Rückstand hinterher. Beim Zwischenstand von 40:44 hatte sich der Rückstand von mehr als 20 Punkten also noch vergrößert und das Ziel der Meisterschaft war in weite Ferne gerückt. Zu diesem Zeitpunkt schien die BG als Finalist festzustehen. Die Zuschauer feuerten zwar tapfer an, hätten aber vermutlich keinen Cent mehr auf den Finaleinzug ihres Teams verwettet.

Auch das dritte Viertel brachte nicht den ersehnten Knall, sondern startete verhalten. Immerhin zeigten nun die Gastgeberinnen den besseren Auftritt und holten endlich etwas auf. Bei 16 Minuten Restzeit konnten sie die Führung übernehmen. Nun zeigte sich die größte Stärke des TSV-Teams, denn das Team hörte nicht auf für das Unmögliche zu kämpfen. Allen voran Bianca Helmig zeigte während der gesamten Partie eine ausgezeichnete Verteidigung, holte zahlreiche Steals und machte den Gästen das Leben schwer. Nur fünf Zähler wurden den Litzendorferinnen während des gesamten dritten Viertels erlaubt. Punkt um Punkt wurde die Führung nun ausgebaut, was maßgeblich an einem hervorragenden Auftritt von Mona Berlitz lag. Vor den entscheidenden zehn Minuten blieb beim Stand von 58:49 noch ein Gesamtrückstand von acht Punkten. Zwar war Litzendorf noch in Front, musste aber weiterhin um den Sieg zittern, denn das Publikum stand nun voll hinter der Heimmannschaft und gab alles an der Seitenlinie.

Das letzte Viertel startet und fünf Minuten lang passierte nichts. Auf dem Feld tobte zwar ein Kampf mit vielen Fouls auf beiden Seiten, aber es fielen keine Körbe und den Nördlingerinnen lief die Zeit davon. Ausgerechnet ein Dreipunktwurf der Gäste war es, der die lange Flaute unterbrach und die Rieserinnen wieder zurückwarf. In einer Auszeit machte zumindest Trainer Tony Imreh klar, dass er keinen Grund sah bereits aufzugeben. Wenn es einem Moment gab, an dem das Spiel kippte, so war es wohl der, an dem Sandra Keller mit einem lupenreinen Dreier ihr Team nochmal Hoffnung schöpfen ließ. Spätestens ab diesem Moment war jeder einzelne Zuschauer voll dabei und gab alles, um die Nördlingerinnen zum Sieg zu brüllen. Doch auch Litzendorf war klar, was gerade passierte. Sie wehrten sich nach Kräften und kamen nochmals zu Punkten. Bei zwei Minuten Restspielzeit galt es immer noch 10 Punkte auszugleichen. Eine schwierige Aufgabe, aber Kapitänin Louisa Mussgnug startete eine unglaubliche Performance. Sie behielt nicht nur die Nerven bei zwei Freiwürfen, sondern nahm den Gästen gleich darauf noch beim Einwurf den Ball ab, um ihn im Korb unterzubringen. Selbstredend, dass die Halle tobte und das Momentum auf Seiten der Schwaben war. Die Litzendorferinnen wussten sich nur noch mit Fouls zu helfen. Laura Geiselsöder spielte ihre ganze Erfahrung aus und verwandelte ebenfalls zwei Freiwürfe sicher. Bei 1,5 Minuten Rest verkürzte sie die Hypothek auf vier Punkte. Zwar wurde nun kein Korb der Oberfranken mehr zugelassen, dennoch musste weiterhin jeder eigene Angriff sitzen. Die nächste Offense der Rieserinnen endete mit einem Fehlwurf, doch Bianca Helmig schnappte sich gegen drei Gegenspielerinnen den Offensivrebound und hielt alle Chancen offen. Wieder war es Louisa Mussgnug, die fest entschlossen den Sieg zu holen einen Korb mit Bonusfreiwurf herausholte. Bei 40 Sekunden Restspielzeit war der Rückstand auf einen einzigen Zähler abgebaut. Die Verteidigung stand weiterhin stabil und die Gastgeberinnen erarbeiteten sich noch einen letzten Angriff. 15 Sekunden vor Spielende gelang Katja Gerstmeyr der entscheidende Korb inklusive Foulpfiff, der von Laura Geiselsöder mit einem herausragenden Assist vorbereitet wurde. Auch der Bonusfreiwurf fand sein Ziel und so übernahmen die TSV-Damen genau im richtigen Moment die Gesamtführung mit zwei Punkten. In den letzten Sekunden hatten die geschockten Litzendorferinnen nichts mehr entgegenzusetzen und bekamen keine weitere Chance auf einen Korbwurf. So war die Sensation beim Endstand von 76:57 perfekt.

Es muss wohl nicht hinzugefügt werden, dass die Halle mit der Schlusssirene nahezu explodierte. Am Ende war es die Unermüdlichkeit und der Kampfgeist der Schwaben, der in der zweiten Halbzeit den Finaleinzug brachte. Fest steht auch, dass dieser Erfolg nicht ohne die unglaubliche Unterstützung der Zuschauer möglich gewesen wäre. Nun bleiben drei Wochen Zeit, um sich auf das große Finale vorzubereiten und am Ende hoffentlich die Meisterschaft in Ries zu holen.

Für Nördlingen spielten: I. Schenk (6), P. Steinmeyer (3/1 Dreier), B. Helmig (6), L. Mussgnug (9), M. Berlitz (24), S. Keller (3/1), L. Graf, P. Wittig, K. Gerstmeyr (10), L. Geiselsöder (15), A. Löffler